Aktuelle und modernisierte internationale Leitlinien zur Indikationsstellung von Adipositaschirurgischen Eingriffen wurden von der IFSO (International Federation for the Surgery of Obesity and Metabolic Disorders) 2022 veröffentlicht1. Dabei wird ab einem BMI >35kg/m² ein bariatrischer Eingriff empfohlen, unabhängig davon, ob, eine Komorbidität vorliegt oder nicht. Bei Patient:innen mit einem BMI zwischen 30kg/m² und 35kg/m² und mindestens einer Komorbidität sollte ebenfalls ein bariatischer Eingriff in Erwägung gezogen werden1.
Unabhängig von diesen neuen Leitlinien wird in Österreich ein adipositaschirurgischer Eingriff ab folgenden Grenzwerten von der jeweiligen Krankenkasse bezahlt2:
In jedem Fall muss vor Durchführung eines Eingriffes eine Bewilligung der Krankenkasse zur Kostenübernahme eingeholt werden. Dabei kann Ihnen ein Zentrum für Adipositaschirurgie behilflich sein.
Voraussetzungen seitens der Patient:innen vor Inanspruchnahme einer chirurgischen Therapiemaßnahme3:
In Österreich ist der „Y-Roux Magenbypass“ die häufigste bariatrische Operationsmethode. Zu dieser OP gibt es erfolgreiche Langzeitdaten von über 20 Jahren. Diese Operation eignet sich auch sehr gut für Patient:innen, welche zusätzlich zur Adipositas unter chronischem Sodbrennen leiden6.
Die zweithäufigste adipositaschirurgische Operation in Österreich ist die „Sleeve Gastrektomie“. Bei dieser OP, welche weltweit am häufigsten durchgeführt wird, wird ein Großteil des Magens entfernt7.
Die dritthäufigste bariatrische OP ist der „Omega-Loop Magenbypass“ (One-Anastomosis Gastric Bypass). Dieser neuere Magenbypass erzielt sehr gute Erfolge im Bereich Gewichtsverlust und Verbesserung von Komorbiditäten8.
Eine neuere, vielversprechende Operationsmethode, welche besonders im hohen BMI-Bereich eingesetzt wird, ist der „SADI-S“ (Single-Anastomosis-duodeno-ileal Bypass + Sleeve Gastrektomie)9.
Weitere neuere „endoskopische Verfahren“, bei welchen der anschließende Gewichtsverlust über eine Intervention im Rahmen einer Magenspiegelung hervorgerufen wird, werden weltweit immer häufiger angewendet. Bei diesen Eingriffen sind die Langzeitdaten allerdings noch abzuwarten.
Wichtig ist es, die jeweils individuell passendste Operationsmethode zu finden. Falls Sie die Entscheidung zu einer bariatrischen Operation getroffen haben, lassen Sie sich zu einem Informationsgespräch in ein Zentrum für Adipositaschirurgie überweisen.
Lernen Sie mehr über die verschiedenen bariatrischen Verfahren.
Von allen Therapien zur Gewichtsabnahme haben Studien gezeigt, dass eine bariatrische Operation bei Menschen mit Adipositas zum größten und langfristigsten Gewichtsverlust führt10,11.
Weiters ist die Rate an Verbesserungen/Remission von Komorbiditäten nach bariatrischen Eingriffen mit 50-80% bezogen auf Diabetes Mellitus Typ 2, Bluthochdruck, Schlafapnoe, erhöhte Blutfette, usw. sehr hoch. Es kommt häufig vor, dass Medikamente zur Behandlung der Komorbiditäten reduziert oder komplett abgesetzt werden können10,12. Die Wahrscheinlichkeit der Verbesserung der Komorbiditäten ist dabei am größten, je kürzer diese bestehen.
Weitere Vorteile der bariatrischen Chirurgie sind eine erhöhte Lebenserwartung und eine stark verbesserte Lebensqualität13,14.
Wie jeder medizinische/chirurgische Eingriff birgt auch die Adipositaschirurgie die Risiken einer Operation. Prinzipiell ist das Komplikationsrisiko einer bariatrischen Operation allerdings geringer als das einer Blinddarm- oder Gallenblasenentfernung15.
Trotzdem kann es selten zu chirurgischen Komplikationen oder unerwünschten Spätfolgen sowie Gewichtswiederzunahme kommen. Eine spezifische Aufklärung ist vor jedem adipositaschirurgischen Eingriff sehr wichtig16.
Adipositaschirurgie ist keine schnelle Lösung. Sie brauchen langfristiges Engagement, um die besten Ergebnisse zu erzielen und auf Dauer das reduzierte Gewicht zu halten.
Schon vor der Operation müssen Sie Ihren Lebensstil erheblich ändern. Um das Risiko von Ulcera (Geschwüren) zu reduzieren, sollten Sie das Rauchen aufgeben17. Um die Operation technisch leichter und somit sicherer zu machen, sollten Sie (unter diätologischer Anleitung) etwa 5% des Gewichts bereits vor der OP abnehmen.
Nach Ihrer Operation zur Gewichtsabnahme ist es wichtig, lebenslange täglich Vitaminpräparate einzunehmen und diese mittels Blutabnahmen in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren16. Sie sollten auch an Ihrer psychischen Gesundheit arbeiten und sich bei Bedarf Unterstützung holen18.