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Invasive Therapie – Chirurgie

Eine Operation zur Gewichtsreduktion wird auch als Adipositaschirurgie (bariatrische oder metabolische Chirurgie) bezeichnet. Sie zielt darauf ab, mit Hilfe eines chirurgischen Eingriffs Gewicht zu reduzieren und Begleiterkrankungen zu verbessern, die mit Adipositas einhergehen1.

Wer eignet sich für eine Operation zur Gewichtsabnahme?

Aktuelle und modernisierte internationale Leitlinien zur Indikationsstellung von Adipositaschirurgischen Eingriffen wurden von der IFSO (International Federation for the Surgery of Obesity and Metabolic Disorders) 2022 veröffentlicht1. Dabei wird ab einem BMI >35kg/m² ein bariatrischer Eingriff empfohlen, unabhängig davon, ob, eine Komorbidität vorliegt oder nicht. Bei Patient:innen mit einem BMI zwischen 30kg/m² und 35kg/m² und mindestens einer Komorbidität sollte ebenfalls ein bariatischer Eingriff in Erwägung gezogen werden1.

Unabhängig von diesen neuen Leitlinien wird in Österreich ein adipositaschirurgischer Eingriff ab folgenden Grenzwerten von der jeweiligen Krankenkasse bezahlt2:

  • BMI >40 kg/m²
  • BMI >35 kg/m² + mindestens einer adipositsassoziierten Komorbidität (Begleiterkrankung)
  • Zusätzlich muss vor Planung eines chirurgischen Eingriffs ein langjähriges Bestehen der Adipositas und angeleitete konservative Versuche zur Gewichtsabnahme nachgewiesen werden (dies gilt nicht bei BMI >50 kg/m², da konservative Maßnahmen aufgrund des sehr hohen Gewichts kaum noch vielversprechend sind)2,3.

In jedem Fall muss vor Durchführung eines Eingriffes eine Bewilligung der Krankenkasse zur Kostenübernahme eingeholt werden. Dabei kann Ihnen ein Zentrum für Adipositaschirurgie behilflich sein.

Voraussetzungen seitens der Patient:innen vor Inanspruchnahme einer chirurgischen Therapiemaßnahme3:

  • Bereitschaft und Zustimmung zur lebenslangen postoperativen Vitamineinnahme
  • Bereitschaft und Zustimmung zur lebenslangen postoperativen Nachsorge
  • Verständnis der Risiken einer Operation

 

Für weiterführende Informationen bzw. um herauszufinden, welche Behandlungsmöglichkeit für Sie derzeit die richtige ist, sprechen Sie mit Ihrem/r Arzt/Ärztin bzw. lassen sich zu einem Informationsgespräch in ein Zentrum für Adipositaschirurgie überweisen.

Wie funktioniert bariatrische Chirurgie?

Es gibt mehrere unterschiedliche bariatrische Operationsmethoden, wobei all diese unterschiedlich wirken und jeweils Vor- und Nachteile haben. Dabei ist es wichtig, die jeweils individuell passendste Operationsmethode zu finden. 

Alle adipositaschirurgischen Operationen haben gemeinsam, dass sie ein vermehrtes Sättigungsgefühl auslösen und dadurch die zugeführte Nahrung verringern.  Zusätzlich wird bei Magenbypassoperationen durch einen kürzeren Dünndarm nur ein Teil der aufgenommenen Nahrung verwertet. Weiters wird der Hormonhaushalt im Magen-Darm-System positiv verändert, sodass es zu einer Verbesserung der Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) kommen kann.

Die durchschnittliche Krankenhausaufenthaltsdauer für Patient:innen nach einer bariatrischen Operation ist unterschiedlich und abhängig davon, welches Verfahren angewendet wurde, beträgt aber etwa zwischen 3 und 5 Tagen4.

Heutzutage werden alle Ersteingriffe mittels „Schlüsselloch-Technik“ durchgeführt (laparoskopische Operation). Dadurch sind die Schmerzen nach der Operation geringer und die Genesung tritt schneller ein3.

Arten von bariatrischen/metabolischen Operationen

Es gibt mehrere unterschiedliche bariatrische Operationsmethoden, wobei all diese unterschiedlich wirken und jeweils Vor- und Nachteile haben5.
Y-Roux Magenbypass

In Österreich ist der „Y-Roux Magenbypass“ die häufigste bariatrische Operationsmethode. Zu dieser OP gibt es erfolgreiche Langzeitdaten von über 20 Jahren. Diese Operation eignet sich auch sehr gut für Patient:innen, welche zusätzlich zur Adipositas unter chronischem Sodbrennen leiden6.

Sleeve Gastrektomie

Die zweithäufigste adipositaschirurgische Operation in Österreich ist die „Sleeve Gastrektomie“. Bei dieser OP, welche weltweit am häufigsten durchgeführt wird, wird ein Großteil des Magens entfernt7.

Omega-Loop Magenbypass

Die dritthäufigste bariatrische OP ist der „Omega-Loop Magenbypass“ (One-Anastomosis Gastric Bypass). Dieser neuere Magenbypass erzielt sehr gute Erfolge im Bereich Gewichtsverlust und Verbesserung von Komorbiditäten8.

SADI-S

Eine neuere, vielversprechende Operationsmethode, welche besonders im hohen BMI-Bereich eingesetzt wird, ist der „SADI-S“ (Single-Anastomosis-duodeno-ileal Bypass + Sleeve Gastrektomie)9.

Weitere neuere „endoskopische Verfahren“, bei welchen der anschließende Gewichtsverlust über eine Intervention im Rahmen einer Magenspiegelung hervorgerufen wird, werden weltweit immer häufiger angewendet. Bei diesen Eingriffen sind die Langzeitdaten allerdings noch abzuwarten.

Wichtig ist es, die jeweils individuell passendste Operationsmethode zu finden. Falls Sie die Entscheidung zu einer bariatrischen Operation getroffen haben, lassen Sie sich zu einem Informationsgespräch in ein Zentrum für Adipositaschirurgie überweisen.

Lernen Sie mehr über die verschiedenen bariatrischen Verfahren.

Wie erfolgreich ist Adipositaschirurgie zur Gewichtsreduktion?

Von allen Therapien zur Gewichtsabnahme haben Studien gezeigt, dass eine bariatrische Operation bei Menschen mit Adipositas zum größten und langfristigsten Gewichtsverlust führt10,11.

Weiters ist die Rate an Verbesserungen/Remission von Komorbiditäten nach bariatrischen Eingriffen mit 50-80% bezogen auf Diabetes Mellitus Typ 2, Bluthochdruck, Schlafapnoe, erhöhte Blutfette, usw. sehr hoch. Es kommt häufig vor, dass Medikamente zur Behandlung der Komorbiditäten reduziert oder komplett abgesetzt werden können10,12. Die Wahrscheinlichkeit der Verbesserung der Komorbiditäten ist dabei am größten, je kürzer diese bestehen.

Weitere Vorteile der bariatrischen Chirurgie sind eine erhöhte Lebenserwartung und eine stark verbesserte Lebensqualität13,14.

Was sind die Risiken einer bariatrischen / metabolischen Operation zur Gewichtsreduktion?

Wie jeder medizinische/chirurgische Eingriff birgt auch die Adipositaschirurgie die Risiken einer Operation. Prinzipiell ist das Komplikationsrisiko einer bariatrischen Operation allerdings geringer als das einer Blinddarm- oder Gallenblasenentfernung15.

Trotzdem kann es selten zu chirurgischen Komplikationen oder unerwünschten Spätfolgen sowie Gewichtswiederzunahme kommen. Eine spezifische Aufklärung ist vor jedem adipositaschirurgischen Eingriff sehr wichtig16.

Was sollten Sie beachten, bevor Sie über eine Operation zur Gewichtsreduktion nachdenken?

Adipositaschirurgie ist keine schnelle Lösung. Sie brauchen langfristiges Engagement, um die besten Ergebnisse zu erzielen und auf Dauer das reduzierte Gewicht zu halten.

Vor der Operation

Schon vor der Operation müssen Sie Ihren Lebensstil erheblich ändern. Um das Risiko von Ulcera (Geschwüren) zu reduzieren, sollten Sie das Rauchen aufgeben17. Um die Operation technisch leichter und somit sicherer zu machen, sollten Sie (unter diätologischer Anleitung) etwa 5% des Gewichts bereits vor der OP abnehmen.

Nach der Operation

Nach Ihrer Operation zur Gewichtsabnahme ist es wichtig, lebenslange täglich Vitaminpräparate einzunehmen und diese mittels Blutabnahmen in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren16. Sie sollten auch an Ihrer psychischen Gesundheit arbeiten und sich bei Bedarf Unterstützung holen18.

Adipositas ist eine chronische und fortschreitende Krankheit und es besteht ein Risiko, dass Sie auch nach einer bariatrischen Operation irgendwann wieder Gewicht zunehmen. Durch regelmäßige Kontrollen nach der OP und einen gesunden, aktiven Lebensstil können Sie dazu beitragen, die Gewichtszunahme zu minimieren19.
Referenzen:

  1. Eisenberg D, Shikora SA, Aarts E, et al. 2022 American Society of Metabolic and Bariatric Surgery (ASMBS) and International Federation for the Surgery of Obesity and Metabolic Disorders (IFSO) Indications for Metabolic and Bariatric Surgery. Obesity surgery 2022 2022/11/07. DOI: 10.1007/s11695-022-06332-1.
  2. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/088-001l_S3_Chirurgie-Adipositas-metabolische-Erkrankugen_2018-02.pdf.
  3. Österreichische Gesellschaft für Adipositas- und Metabolische Chirurgie (01/04/2023). Informationen. https://www.adipositaschirurgie-ges.at/informationen/.
  4. Riley CL. Anesthesia and Enhanced Recovery After Surgery in Bariatric Surgery. Anesthesiol Clin 2022; 40: 119-142. 2022/03/04. DOI: 10.1016/j.anclin.2021.11.006.
  5. Angrisani L, Santonicola A, Iovino P, et al. Bariatric Surgery Survey 2018: Similarities and Disparities Among the 5 IFSO Chapters. Obesity surgery 2021; 31: 1937-1948. 2021/01/13. DOI: 10.1007/s11695-020-05207-7.
  6. Hjorth S, Naslund I, Andersson-Assarsson JC, et al. Reoperations After Bariatric Surgery in 26 Years of Follow-up of the Swedish Obese Subjects Study. JAMA surgery 2019; 154: 319-326. 2019/01/03. DOI: 10.1001/jamasurg.2018.5084.
  7. Felsenreich DM, Artemiou E, Wintersteller L, et al. Fifteen Years after Sleeve Gastrectomy: Gastroscopies, Manometries, and 24-h pH-Metries in a Long-Term Follow-Up: A Multicenter Study. Obes Facts 2022; 15: 666-673. 2022/07/27. DOI: 10.1159/000526170.
  8. Ramos AC, Chevallier JM, Mahawar K, et al. IFSO (International Federation for Surgery of Obesity and Metabolic Disorders) Consensus Conference Statement on One-Anastomosis Gastric Bypass (OAGB-MGB): Results of a Modified Delphi Study. Obesity surgery 2020; 30: 1625-1634. 2020/03/11. DOI: 10.1007/s11695-020-04519-y.
  9. Brown WA, Ooi G, Higa K, et al. Single Anastomosis Duodenal-Ileal Bypass with Sleeve Gastrectomy/One Anastomosis Duodenal Switch (SADI-S/OADS) IFSO Position Statement. Obesity surgery 2018; 28: 1207-1216. 2018/03/25. DOI: 10.1007/s11695-018-3201-4.
  10. Schauer PR, Bhatt DL, Kirwan JP, et al. Bariatric Surgery versus Intensive Medical Therapy for Diabetes - 5-Year Outcomes. The New England journal of medicine 2017; 376: 641-651. DOI: 10.1056/NEJMoa1600869.
  11. Kirwan JP, Courcoulas AP, Cummings DE, et al. Diabetes Remission in the Alliance of Randomized Trials of Medicine Versus Metabolic Surgery in Type 2 Diabetes (ARMMS-T2D). Diabetes Care 2022; 45: 1574-1583. 2022/03/24. DOI: 10.2337/dc21-2441.
  12. Felsenreich DM, Artemiou E, Steinlechner K, et al. Fifteen Years After Sleeve Gastrectomy: Weight Loss, Remission of Associated Medical Problems, Quality of Life, and Conversions to Roux-en-Y Gastric Bypass-Long-Term Follow-Up in a Multicenter Study. Obesity surgery 2021; 31: 3453-3461. 2021/05/23. DOI: 10.1007/s11695-021-05475-x.
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  16. Felsenreich, D.M., Prager, G. Bariatrische Chirurgie – welche Therapieoptionen?. J. Gynäkol. Endokrinol. AT 31, 52–61 (2021). https://doi.org/10.1007/s41974-020-00172-6.
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