Urologische Indikationen
Patientenselektion und Therapieinformation
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Patienten finden Informationen hier.
Patientenselektion und Therapieinformation
Die sakrale Neuromodulation wird in der Urologie und Urogynäkologie für die Indikationen
eingesetzt. Dabei stellt die überaktive Blase die häufigste Indikation dar. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Indikation, den Wirkmechanismus und die Patientenselektion.
Definition:
Die International Continence Society definiert die überaktive Blase als:
Drang mit oder ohne Inkontinenz, gewöhnlich in Verbindung mit erhöhter Miktionsfrequenz und Nykturie, ohne pathologische oder metabolische Faktoren, die die Symptome erklären.1,2
Eine Mischform aus Drang- und Belastungsinkontinenz ist möglich, die Behandlung richtet sich dann normalerweise nach dem Leitsymptom. Eine reine Belastungsinkontinenz (Harnverlust bei Husten, Niesen) ist keine Indikation für einen Beckenbodenschrittmacher.
Symptome der überaktiven Blase:3
* mögliche andere Ursachen oder Einflussfaktoren wie Trinkverhalten oder Medikamente abklären, häufige Miktion mit normalen Urinmengen ist keine OAB
Prävalenz:
Harninkontinenz ist ein weit verbreitetes Krankheitsbild mit hoher Dunkelziffer:
Betroffene Harninkontinenz allgemein
Definition:
Es gibt bisher keine einheitliche Definition oder Kriterien für eine nicht-obstruktive Retention. Meist handelt es sich um eine Beschreibung von Symptomen unterschiedlicher Ursache. Generell zeichnet sie sich durch das Unvermögen, die Blase spontan und/oder vollständig zu entleeren (Restharn) aus.
Im Englischen gibt es eine Vielzahl von Bezeichnungen, die im Zusammenhang mit einer nicht-obstruktiven Retention diskutiert werden: urinary retention / underactive bladder (UAB) / detrusor underactivity (DU) / bladder underactivity / impaired detrusor contractility / acontractile detrusor / detrusor failure / hypotonic bladder / detrusor areflexia / raised PVR (post-void-residual)
Der hypo- / akontraktile Detrusor (Detrusor Underactivity (DU)) wird durch die International Continence Society wie folgt definiert:
‘‘…eine Kontraktion von reduzierter Stärke und/oder Dauer, die zu einer verlangsamten Blasenentleerung und/oder dem Unvermögen einer vollständigen Blasenentleerung in einem normalen Zeitrahmen führt.”6
Diese Formen der nicht-obstruktiven Harnretention sind mit einer sakralen Neuromodulation potentiell therapierbar:7
Kombinierte Funktionsstörungen
Aufgrund des Wirkmechanismus können mit der sakralen Neuromodulation gleichzeitig mehrfache Beckenbodenfunktionsstörungen behandelt werden, wie z.B. überaktive Blase, Stuhlinkontinenz oder nicht-obstruktive Retention.
Kombinierte Funktionsstörungen sind nicht selten, wie Studien z.B. an Patienten mit überaktiver Blase zeigten:
Die sakrale Neuromodulation beeinflusst nicht direkt die Muskeln, sondern wirkt über eine Modulation der Informationsweiterleitung zwischen den Organen des kleinen Beckens und dem Gehirn. Aus diesem Grund können auch verschiedene, von der Problematik gegenläufige Erkrankungen wie überaktive Blase oder Detrusorunteraktivität, durch die Modulation gebessert werden.
Die folgenden Informationen illustrieren die aktuelle Theorie zum Wirkmechanismus nochmals:
Die sakrale Neuromodulation wird als Therapieoption eingesetzt, wenn
Ein Beispiel für den Therapiealgorithmus bietet die EAU-Leitlinie 2018 zur Harninkontinenz12:
Ein einzigartiger Vorteil der sakralen Neuromodulation ist die Möglichkeit, die Wirksamkeit vor der vollständigen Implantation des Systems zu testen. Dazu wird nur die Elektrode implantiert und der Patient kann über einen Zeitraum von wenigen Tagen bis Wochen selbst erfahren, wie die Therapie wirkt.
Die Testphase ist damit das finale Selektionskriterium für eine dauerhafte Implantation des Systems. Die Testphase wird in der Regel als erfolgreich gewertet, wenn der Patient
Weitere Informationen
Lesenswerte Informationen von Experten zur Therapie:
Behandlung der Blasenüberaktivität - Renaissance der sakralen Neuromodulation bei aktuellen Therapiealternativen
Professor Dr. C. Hampel, Mainz (2013) 4-2014
Abrams P, Cardozo L, Fall M, Griffiths D, Rosier P, Ulmsten U, van Kerrebroeck P, Victor A, Wein A; Standardisation Sub-committee of the International Continence Society. The standardisation of terminology of lower urinary tract function: report from the Standardisation Sub-committee of the International Continence Society. Neurourol Urodyn. 2002;21(2):167-78.
Haylen BT, de Ridder D, Freeman RM, Swift SE, Berghmans B, Lee J, Monga A, Petri E, Rizk DE, Sand PK, Schaer GN. An International Urogynecological Association (IUGA)/International Continence Society (ICS) joint report on the terminology for female pelvic floor dysfunction. Int Urogynecol J. 2010 Jan;21(1):5-26. doi: 10.1007/s00192-009-0976-9. Epub 2009 Nov 25.
Gormley EA, Lightner DJ, Burgio KL, Chai TC, Clemens JQ, Culkin DJ, Kumar Das A, Foster HE Jr., Scarpero HM, Tessier CD, Vasavada SP. Diagnosis and Treatment of Overactive Bladder (Non-Neurogenic) in Adults: AUA/SUFU Guideline. 2014 American Urological Association Education and Research, Inc.
Minassian VA, Stewart WF, Wood GC. Urinary incontinence in women: variation in prevalence estimates and risk factors. Obstet Gynecol. 2008 Feb;111(2 Pt 1):324-31
Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Zensus Kompakt, Ausgabe 2013
Abrams P et al: The standardization of terminology of lower urinary tract function. Neurourol Urodyn 22: 167-178, 2002
van Ophoven A. (Hrsg.) Neuromodulative Verfahren in Urologie und Proktologie, 1. Auflage, Uni-Med Verlag AG, 2013
van Ophoven A, Engelberg S, Lilley H, Sievert KD. Systematic Literature Review and Meta-Analysis of Sacral Neuromodulation (SNM) in Patients with Neurogenic Lower Urinary Tract Dysfunction (nLUTD): Over 20 Years' Experience and Future Directions. Adv Ther. 2021 Apr;38(4):1987-2006
De Ridder D, Ost D, Bruyninckx F. The presence of Fowler's syndrome predicts successful long-term outcome of sacral nerve stimulation in women with urinary retention. Eur Urol. 2007 Jan;51(1):229-33.
Leong R.K. et al. Satisfaction and Patient Experience With Sacral Neuromodulation: Results of a Single Center Sample Survey. The J. Urology 2011, 185:588-592
Markland A.D. et al. Associated factors and the impact of fecal incontinence in women with urge urinary incontinence: from the the Urinary Incontinence Treatment Network‘s Behaviour Enhances Drug Reduction of Incontinence study. Am J Obstet Gynecol 2009; 200:424.e1-424.e8.
EAU guidelines 2018: uroweb.org/guideline/urinary-incontinence/#4