Bei der sakralen Neuromdodulation (SNM) werden sanfte elektrische Impulse von einem Schrittmacher an die so genannten Sakralnerven abgegeben, die die Funktion von Blase und Enddarm steuern. Diese Sakralnerven befinden sich etwa 10 cm oberhalb des Steißbeines. Die Sakralnerven sind Bestandteil des peripheren Nervensystems und sind damit außerhalb des Rückenmarks gelegen.
Diese Sakralnerven steuern die Funktion von Blase, Enddarm und Beckenbodenmuskulatur.

  

Abbildung einer menschlichen Figur zur Illustration von Inkontinenz



Hierfür wird im Rahmen eines minimalinvasiven Eingriffs der Beckenbodenschrittmacher im oberen Gesäßbereich in einer kleinen Tasche direkt unter der Haut implantiert . Lediglich eine kleine Narbe erinnert an den Routineeingriff, der in der Regel nicht länger als eine Stunde dauert. Die Patient*innen bleiben wenige Tage im Krankenhaus, bis sie mit dem System vertraut sind und alle Einstellungen vorgenommen wurden.

Die Therapie zielt darauf ab, die Kommunikation zwischen Gehirn und Blase bzw. dem Verdauungstrakt wiederherzustellen und Störungen beim Stuhlgang und Wasserlassen zu behandeln.1,2,3





Die Umsetzung erfolgt in zwei Phasen:

  

WirkungsprinzipDie Test- bzw.
Evaluierungsphase



WirkungsprinzipDie Phase
der endgültigen Implantation



Die Testphase

Bevor der Schrittmacher eingesetzt wird, kann die Therapie vorher innerhalb von zwei bis vier Wochen getestet werden. So lässt sich bestimmen, ob Sie gut auf die Behandlung ansprechen. 

Ziel ist dabei eine Verbesserung der Lebensqualität und Linderung der Symptome wie:

  • Reduzierung der Inkontinenzfälle
  • Reduzierung der Entleerungen 
  • längere Zeitspanne zwischen Stuhlgängen

Wie erfolgt der Eingriff?

In der Testphase wird im unteren Rückenbereich eine Elektrode implantiert, und zwar in unmittelbarer Nähe der Sakralnerven, durch die Blase und Darm gesteuert werden. Vor Abschluss des Eingriffs wird die Elektrode an einen externen temporären Schrittmacher angeschlossen, der die Sakralnerven stimuliert. 
 

Wie geht es nach dem Eingriff weiter?

Um zu ermitteln, ob und in welchem Ausmaß sich Ihre Beschwerden durch die InterStim Therapie verbessert haben, ist es wichtig, dass sie während der Testphase ein Stuhltagebuch führen um Ihre Symptome zu dokumentieren:
 

Am Ende der Testphase besprechen Sie ihre Erfahrungen dann gemeinsam mit Ihrem Arzt, um zu beurteilen, ob die Therapie für Sie geeignet ist. Unter anderem wird das Stuhltagebuch ausgewertet um zu ermitteln, ob sich Ihre Symptome verbessert haben. War die Testphase erfolgreich, wird das weitere Vorgehen zur Implantation des Schrittmachers besprochen. Sie und Ihr Arzt haben jedoch jederzeit die Möglichkeit, den Schrittmacher auszuschalten. Im ungünstigsten Fall kann das Implantat wieder entfernt werden.

  

FI statistics DE

Implantation des Schrittmachers

Zwei sakrale Neuromodulationssysteme stehen für die endgültige Implantation zur Auswahl: Wiederaufladbare und nicht wiederaufladbare.

Welches System im Einzelfall am besten geeignet ist, wird gemeinsam mit dem Patienten vor der Testphase bestimmt.

Beide Varianten des endgültigen Implantats bestehen im Wesentlichen aus zwei Komponenten: der Elektrode und dem Schrittmacher. Diese Komponenten werden unter der Haut implantiert.

 

Wie erfolgt der Eingriff?

Der Beckenbodenschrittmacher, der die elektrischen Impulse für die Stimulation erzeugt, wird unter der Hautoberfläche im oberen Gesäßbereich implantiert und an die Elektrode angeschlossen. 

Leben mit der Therapie

Der Schrittmacher sendet sehr kurze, schwache Impulse. Diese sind nicht unangenehm, sondern werden zunächst als leichtes Kribbeln empfunden. Üblicherweise blendet das Gehirn diese Wahrnehmung jedoch schnell wieder aus. Mit dem Handgerät steuern Sie selbst die Stärke der Stimulation innerhalb der vorgegebenen Grenzen. Ein Arztbesuch ist nicht notwendig. Darüber hinaus können Sie den Schrittmacher bei Bedarf aus- und einschalten oder in ein anderes vom Arzt voreingestelltes Programm wechseln. 

Finden Sie Informationen, die Ihnen helfen können, sich Ihre nächsten Schritte zu überlegen

Die hierin enthaltenen Informationen stellen keine medizinische Beratung dar und sollten keinesfalls als Alternative für ein Gespräch mit Ihrem Arzt betrachtet werden. Lassen Sie sich zu allen Indikationen, Kontraindikationen, Warnungen, Vorsichtsmaßnahmen, Nebenwirkungen und weiteren Informationen ärztlich aufklären.

Literatur

1

Leng, W. W. & Chancellor, M. B. How sacral nerve stimulation neuromodulation works. Urol. Clin. North Am. 32, 11–8 (2005).

2

Chancellor, M. B. & Chartier-Kastler, E. J. Principles of Sacral Nerve Stimulation (SNS) for the Treatment of Bladder and Urethral Sphincter Dysfunctions. Neuromodulation Technol. Neural Interface 3, 16–26 (2000).

3

Gourcerol G. et al. How sacral nerve stimulation works in patients with faecal incontinence. Colorectal Dis. 13(8):e203-11 (2011)