Thomas im Porträt

Einmal tief einatmen, bitte, Herr Bohmann!

Thomas erklärt, warum Lungenkrebs so gefährlich ist, wie man ihn erkennt und behandelt

„Das ist wie Atmen“, sagen wir häufig, wenn etwas so selbstverständlich für uns ist, dass wir nicht weiter darüber nachdenken. Jeder von uns hatte bei einer Erkältung mit Sicherheit schon einmal eine verstopfte Nase – vorbei ist es dann schon mit dem unbeschwerten Ein- und Ausatmen und man weiß freie, obere Atemwege erst richtig zu schätzen. Ein erwachsener, gesunder Mensch atmet in der Regel 12 bis 16 Mal pro Minute. Pro Atemzug wird dabei ca. ein halber Liter Luft durch die Lunge und wieder hinausbefördert – das sind 10.000 Liter am Tag. Die Lunge ist also eines unserer wichtigsten Organe und spielt eine große Rolle für ein funktionierendes Herz-Kreislauf-System. Was passiert also, wenn sie ernsthaft krank wird beispielsweise durch eine Lungenentzündung oder Lungenkrebs? Und was kann ich für eine gesunde Lunge tun? Diese Fragen beantwortet uns heute Thomas. Er ist Disease State Specialist in unserer Abteilung für Lungengesundheit und war zudem selbst Raucher. Was ein Disease State Specialist bei Medtronic macht und was Thomas dazu gebracht hat, mit dem Rauchen aufzuhören, erfahrt ihr im Interview.

Was machst Du bei Medtronic bzw. was ist dein Verantwortungsbereich?

Ich bin Disease State Specialist für den Bereich Lung Health, also Lungengesundheit. Wir beschäftigen uns mit allem, was das Thema Lunge angeht. Dazu zählt dann beispielsweise nicht nur die chirurgische Behandlung von Lungenerkrankungen, sondern auch die Unterstützung einer möglichst frühen Diagnose, da diese oft entscheidend für den Krankheitsverlauf sein kann. 

Als Disease State Specialist bin ich für die in- und externe Koordination und Kommunikation des Lung Health Bereichs verantwortlich. Dazu zählt zum Beispiel der Kontakt mit Fachgesellschaften oder intern die Kongressplanung oder die Erstellung von Informationsmaterial auf Basis meiner Gespräche mit Ärzten.

Thomas bei der Arbeit im Büro.

Welche Ausbildung oder welches Studium hast du gemacht?

Ich bin gelernter Fachkrankenpfleger für den Operationsdienst und habe zehn Jahre im OP-Dienst im Krankenhaus gearbeitet, wodurch ich dann zur Medizintechnik gekommen bin. Durch meine Ausbildung und meine Arbeit im Krankenhaus bin ich mit den Abläufen im OP vertraut und kann diese Erfahrungen dann in meinen Job bei Medtronic einbringen und an die Kundenbedürfnisse anpassen. Der Kontakt zur Lungengesundheit kam dann aber erst durch meinen Job bei Medtronic.

Hat dich das Thema Lungengesundheit schon immer fasziniert?

Nein, am Anfang habe ich mich nicht so sehr für das Thema begeistert. In meiner Zeit als OP-Pfleger fand ich „handwerkliche“ Fachrichtungen, wie die Unfallchirurgie, spannender.  Und als Raucher setzt man sich natürlich auch nicht so gerne mit dem Thema Lungengesundheit auseinander.

Mit welchen Erkrankungen der Lunge beschäftigt ihr euch bei Lung Health?

Wir beschäftigen uns mit verschiedenen Erkrankungen der Lunge, allerdings liegt der Fokus von Medtronic deutlich auf der Entwicklung von Verfahren für die Identifikation von Patienten und die frühe Diagnose sowie minimalinvasive Behandlungsmöglichkeiten von Lungenkarzinomen, also Lungenkrebs. Auf diesem Gebiet gibt es derzeit einfach noch viel zu forschen und zu entwickeln. Ein weiterer Bereich ist die chronisch Obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Hier werden wir unser Portfolio in Zukunft auch noch weiterentwickeln. Die dritte Säule bildet dann das Thema rund um die Beatmung und die Überwachung während der Narkose oder in der Intensivmedizin.

Wir möchten uns in diesem Interview ja hauptsächlich mit dem Thema Lungenkrebs auseinandersetzen. Was macht Lungenkrebs denn so gefährlich?

Wie bei jeder Krebsform ist eine frühe Erkennung unabdingbar, wenn es um die Heilung einer Krebserkrankung geht. Besonders wichtig ist dabei, ob ein Tumor bereits gestreut, also Metastasen gebildet hat. Damit man einen Tumor früh erkennen kann, braucht man Symptome anhand derer ein Patient merkt, dass etwas nicht stimmt. Das Problem bei Lungenkrebs ist, dass Symptome in der Regel erst recht spät auftreten, also erst „wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist“. Ein Beispiel für ein sehr spätes Symptom wäre blutiger Auswurf beim Husten. Allgemeine Symptome, wie generelle Abgeschlagenheit oder Gewichtsreduktion, werden meist zunächst mit einer Grippe oder einem grippalen Infekt verbunden. Wenn Symptome auftreten, die deutlich auf einen Tumor in der Lunge hindeuten, befinden wir uns in der Regel bereits in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung und das Lymphsystem ist dann oft auch bereits befallen.

Wann sollte man zum Arzt gehen, wenn es so schwierig ist, die Symptome zu erkennen?

Es ist schwierig, diese Frage nur auf Basis der vorliegenden Symptome zu beantworten. Wenn ein Patient beispielsweise aufgrund von Gewichtsabnahme zum Arzt geht, dann kommt es stark darauf an, welchen Arzt er aufsucht und ob dieser eine Erkrankung der Lunge dann auch in Betracht zieht. Man überlegt deshalb eher, ob ein Patient ein bestimmtes Risikoprofil passt: Raucht der Patient? Hat er in letzter Zeit Gewicht verloren oder leidet an einem chronischen Husten? Können diese Fragen mit Ja beantwortet werden, sollte seine Lunge ggf. engmaschiger untersucht werden als bei Patienten, die diese Risikofaktoren nicht erfüllen. Auch genetische oder Umwelteinflüsse können eine Rolle spielen. Verglichen mit dem 85%-igen Raucheranteil bei den Krebspatienten, spielen diese Faktoren aber eine sehr geringe Rolle.

Du hast vorhin schon kurz erwähnt, dass du mal geraucht hast? Hat dich dein Job dazu gebracht, mit dem rauchen aufzuhören oder gab es eine andere Schlüsselsituation?

Es kamen mehrere Auslöser zusammen. Zum einen waren meine Kinder alles andere als begeistert, dass ich geraucht habe. Deshalb habe ich zu Hause irgendwann nur noch heimlich geraucht. Mein Job hat aber auf jeden Fall auch eine Rolle gespielt. Da ich auch häufiger vor Ort in den Kliniken bin, hatte ich dort im Aufzug einmal ein sehr einschneidendes Erlebnis. Ich bin der 5. Etage mit einem im Endstadium erkrankten Patienten in den Aufzug gestiegen und hatte die ganze Fahrt über Angst, dass dieser ersticken könnte aufgrund des Hustens und Röchelns. Raus aus dem Krankenhaus habe ich dann erstmal tief durchgeatmet und für mich entschieden, dass ich das nach Möglichkeit nicht erleben möchte und habe dann auch sehr zügig das Rauchen an den Nagel gehängt. 

Hast du dann von heute auf morgen komplett aufgehört?

Mehr oder weniger ja. Also es hat schon noch mal zwei bis drei Wochen gedauert, bis ich dann wirklich ganz aufhören konnte, aber am 02. Januar – passend zu einem neuen Jahr – war es dann so weit. Jetzt bin ich seit dem 02. Januar 2018 rauchfrei.

Was machst du denn für eine gesunde Lunge? Bist du sportlicher geworden oder warst du vorher schon sportlich trotz des Rauchens?

Sport ist für eine gesunde Lunge natürlich gut, genauso wie eine gesunde Ernährung. Ich war auch als Raucher schon sportlich, allerdings hat sich das Niveau jetzt deutlich verändert. Durch das Rauchen ist das Herz-Kreislauf-System natürlich massiv belastet. Den Unterschied merkt man dann meist schon nach zwei Wochen. Ich laufe gerne und mache hin und wieder auch etwas Fitness. Das Laufen hat sich in den letzten zwei Jahren natürlich deutlich verbessert. Ich nehme mittlerweile auch regelmäßig an Wettläufen teil.

Ich habe mal ein Video gesehen, wie der Körper auf das Aufhören mit dem Rauchen in den bestimmten Zeitabschnitten reagiert? Meines Wissens nach, kann sich die Lunge dabei auch regenerieren. Weißt du, in welcher Phase du dich gerade befindest?

Ja, die Lunge kann sich erholen. Allerdings hängt dies stark davon ab, wie lange und wie viel man geraucht hat. Ich habe mit 15 Jahren angefangen und dann 30 Jahre lang geraucht – also sehr lang. Ich bin deshalb natürlich längst nicht da, wo sich jemand befindet, der noch nie geraucht hat. Aber meinem Empfinden nach, bin ich jetzt fitter als mit Mitte 30.

Wie kann man sich vor Lungenkrebs schützen?

Der erste Ansatz ist mit Sicherheit nicht zu rauchen – jedoch gibt es trotzdem keine Garantie, dass man dann nie an Lungenkrebs erkranken wird. Ernährung spielt zwar auch eine Rolle, aber natürlich längst nicht so sehr wie bei Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts.

Hast du ein Lieblingsprodukt aus eurem Bereich?

Ja, und zwar ist das das SuperDimension System geworden, weil es von der Diagnose bis zur letztendlichen Therapie eingesetzt werden kann. Der Lungenfacharzt nutzt das Produkt für die Diagnostik und die Entnahme von Biopsien (kleinen Gewebeproben). Der Chirurg kann Farbmarkierungen für den operativen Eingriff setzen. Im nächsten Jahr wird es dann die Erweiterung geben, sodass auch die Therapie mittels einer Hitzebehandlung möglich ist. Auf diese Weise können wir den Patienten auf dem gesamten Behandlungspfad begleiten und uns für ein besseres Behandlungsmanagement einsetzen.

Lieber Thomas, wir danken Dir recht herzlich für das Interview!